Vortrag beim Heimatverein „Altes Amt Eicklingen“
Nach 400 Jahren ist die Flussperlmuschel zurück in Lachte und Lutter. Im norddeutschen Raum sind dieses die einzigen Gewässer, in denen diese Muschelart mittlerweile wieder vorkommt - mit wachsendem Bestand.
Über die Erforschung von Leben und Fortpflanzung der Flussperlmuschel sowie über die von ihm geleiteten Projekte zur Renaturierung der beiden Flüsse berichtete kürzlich Dr. Reinhard Altmüller beim Heimatverein. Und das in einer sehr lebendigen und anschaulichen Weise zu einem ansonsten ja recht wissenschaftlichen Thema:
es begann im Jahr 1989, als die Landkreise Celle und Gifhorn erfolgreich den Antrag zu einem Naturschutzgroßprojekt, dem Lutterprojekt, beim Bundesumweltministerium stellten.
Das gesamte Bachsystem sollte schrittweise wieder in eine landschaftstypische und natürliche Form gebracht und ein klares, sauberes Fließgewässer hergestellt werden. Mehr als 1.100 Hektar Land wurden angekauft, Staurechte erworben und Wehre zurückgebaut sowie Sandfänge angelegt, um einen durchgängigen Wasserfluss zu sichern und somit wieder Fischwanderungen zu ermöglichen.
Hier war nun keine wirtschaftliche Nutzung mehr möglich und somit konnte sich fortan die Landschaft in den sensiblen Bereichen wieder dynamisch und natürlich entwickeln. Das geschützte Kerngebiet umfasst eine Fläche von etwa 25 km2, das gesamte Einzugsgebiet sogar 150 km2, wovon 75% bewaldet sind. Gute Voraussetzungen also für das Vorhaben, einen sauberen Fluss zu schaffen. Weit über 16 Mio. Euro wurden bereits in das Projekt investiert.
Durch das Verhindern von Sandablagerungen am Bachgrund, wodurch die Sauerstoffzufuhr zu den darunter befindlichen Lebensräumen im „Lückensystem“ des Kieselbettes abgeschnitten würde, konnten sich nun viele Fischarten und somit auch die Flussperlmuschel wieder ansiedeln.
Die Flussperlmuschel nistet sich als 0,05mm kleine Larve zu Beginn ihres Lebens in den Kiemen der Bachforelle ein und verweilt in diesem Wirtsfisch ca. 10 Monate. Danach verbringt sie 7 – 9 Jahre im bereits genannten Lückensystem, bis sie dann an die Oberfläche kommt. Aus dem durchströmenden Wasser filtert sie als Nahrung winzige Schwebstoffteilchen organischer Rückstände von abgestorbenen Pflanzen und Tieren und erfüllt so auch eine bedeutende ökologische Aufgabe. Wo die Flussperlmuschel überlebt, dort gibt es auch gute Lebensräume für alle anderen Wasserlebewesen. Sie ist der Indikator für die Wasserqualität.
Wenn alles passt, kann die Flussperlmuschel über 100 Jahre alt und bis zu 11 cm groß werden. Eine Perle bilden jedoch nur wenige. Schätzungsweise kommt etwa eine auf 500 bis 1.000 Muscheln. Eine wirtschaftliche Ausbeute ist somit nicht zu erwarten; und auch keine kulinarische: die Flussperlmuschel ist schier ungenießbar.
Abschließend noch ein Ausflugstipp: die Naturlandschaft im Lutterraum lässt sich sehr gut zu Fuß oder mit dem Fahrrad auf dem „Lutter-Radwanderweg“ erkunden.
(wb)