Gab es wirklich mal einen Regenwald in der Antarktis? Und wenn ja… wie konnte ein solcher überhaupt entdeckt werden?
Das war schon ein spannendes Thema, zu dem der Meeresgeologe Dr. Johann Klages vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven (AWI) vor vielen interessierten Zuhörerinnen und Zuhörern beim Eicklinger Heimatverein zu berichten wusste. Dr. Klages, mit Wurzeln im benachbarten Osterloh, war zu diesem Vortrag eigens aus Bremen angereist.
Als Leiter der meeresgeologischen Arbeitsgruppe auf einer Antarktis-Expedition war er im Frühjahr 2017 mit dem Forschungsschiff Polarstern unterwegs, um im „ewigen Eis“ nach Geheimnissen zu forschen, aus deren rekonstruierten Daten Klimamodelle abgeleitet werden können, die zukünftige Klimazustände verlässlicher darstellen. Erstmals an Bord des mit über 12.000 to Eigengewicht und fast 20.000 PS leistungsstärksten Forschungseisbrechers der Welt war auch das Meeresboden-Bohrgerät „MeBo70“.
Die Bohrtätigkeiten in etwa 1000m Tiefe gestalteten sich aufgrund des stetig driftenden Meereises schwierig, aber nach ca. 50 Stunden wurde ein Sedimentbohrkern an Bord gezogen, der es wirklich „in sich“ hatte: nahezu ursprünglich erhaltener Waldboden mit Pflanzenpollen und -sporen sowie einem dichten Wurzelnetzwerk. Die Vegetationsüberreste belegen, dass vor etwa 90 Mio. Jahren ein gemäßigter, sumpfiger Regenwald im Küstenbereich der Westantarktis wuchs und die damalige Temperatur im Jahresmittel etwa 12°C betrug. (2024 in Deutschland = 10,9°C *1)).
Ein derart gemäßigtes Klima war damals wohl nur möglich, weil der antarktische Eisschild fehlte und die CO2-Konzentration in der Atmosphäre immens hoch war. *2)
Heute blicken wir in der Antarktis (noch) auf einen bis zu 4,5 Kilometer dicken Eispanzer. Aber der gerät zunehmend in Gefahr! Noch kühlt er wie ein gigantischer Kühlschrank die Ozeane. Er beeinflusst die Strömungen, Wassertemperaturen und Winde und steuert dadurch das Erdklima. Aber er reagiert äußerst empfindlich auf Umweltveränderungen. Das immer wärmer werdende und salzhaltige Ozeanwasser unterhöhlt zunehmend das Eis. Und würde allein der westarktische Eisschild wegbrechen, dann hätte das bereits einen Anstieg des globalen Meeresspiegels von 3,5m bis 5m zur Folge. Letztlich alles aufgrund des steten CO2-Anstieges.
Dabei kann der eh stattfindende und natürliche jährliche Kohlenstoffkreislauf zwischen Atmosphäre und Ozeanen (ca. 90 Mrd. to *3)) sowie mit der Vegetation (ca. 60 Mrd. to *3)) noch auf natürlichem Wege kompensiert werden. Aber die vergleichsweise geringe „menschengemachte“ Menge (ca. 8 Mrd. to *3)) kommt stetig oben drauf…!
Um die Konsequenzen daraus besser absehen zu können, ist fundiertes Wissen ehemaliger Extremklimazustände so unabdingbar – vor allen Dingen aus den so klimasensitiven Polarregionen unserer Erde.
(wb)
Quellen:
*1) © Statista 2025
*2): Klages et al. 2020, Nature 580
*3): Umweltbundesamt 2013