Cellesche Zeitung / damals
{Celle, Freitag 02.02.1979, Original vom 2. Februar 1879}
Weiß Gott! ein schandbares Wege-Labyrinth.
Aus Wienhausen erhielten wir das folgende "Eingesandt":
Wenn man von hier durch die sogenannte Bauerschaft über Sandlingen und Schepelse nach Paulmannshavekost fährt, um schließlich die Landstraße zu erreichen, welche die Celle-Braunschweiger Chaussee mit Hohenbostel und anderen Ortschaften des Amts Meinersen verbindet, kann man ernstlich in Lebensgefahr kommen, und wenn man dieser glücklich entronnen ist, geräth man schließlich in eine Sackgasse, in welcher man von dem dortigen Hofbesitzer mit derbsten Tönen wieder dorthin zurückgeschickt wird, von wo man gekommen! Es klingt gewiß seltsam, in unsern Tagen von einem solchen, weiß Gott! schandbaren Wege-Labyrinth zu hören, indeß der Uebelstand existiert wirklich.
Die Lebensgefahr entsteht zwischen Sandlingen und Schepelse im sog. "Reher", wo der Weg zu beiden Seiten so dicht mit hohen Büschen und Bäumen bewachsen und derart eingeengt ist, daß zwei sich begegnende Wagen einander absolut nicht ausweichen können. Eines von den beiden Fuhrwerken ist dann gezwungen rückwärts zu fahren. Aber welches von beiden soll den Krebsgang beginnen und ist von solcher, wenn beide Fuhrwerke schwer beladen sind, überhaupt ausführbar? In der furchtbar engen Gasse ist auch eine Theil-Entlastung rein unmöglich; also beginnt ein Rumoren und Toben der Fuhrleute, wobei Gesundheit und Leben von Mensch und Thier oftmals auf dem Spiele steht. Der Hohlweg ist zugleich von solcher Längenausdehnung und zieht sich in so vielen Krümmungen dahin, daß kein von Schepelse Hereinfahrender im Stande ist zu sehen, ob Jemand von Sandlingen her anrollt; selbst das Peitschenknallen ist kaum hörbar!
Obwohl nun ein Gemeinheitstheilungs-Receß seit Jahren besteht, der die Forträumung des unnützen Buschwerks vorschreibt, derart, daß zwei sich dort begegnende Fuhrwerke wenigstens einander ausweichen können, liegt der bei weitem größte Theil der engen Gasse heute noch just wie vor einem Jahrhundert ... Und hat man endlich auf der Tour von Schepelse nach Paulmannshavekost dieses letztere Dorf erreicht, führt der öffentliche Weg auf oben schon genannten Hof des Herrn Cammann, und hier ist die Welt eigentlich zu Ende, d.h. wenn derselbe den Schlagbaum seines Hofes nicht öffnen läßt - und das thut er gerne. Dann kann Derjenige, welcher die Landstraße erreichen will, welche die Celle-Braunschweiger Chaussee mit Hohnebostel u.s.w. verbindet, nur wieder Kehrt machen, um auf bedeutendem Umwege um Paulmannshavekost herum an jene Landstraße zu gelangen!
(*) und als Antwort darauf der folgende Artikel ...
Cellesche Zeitung / damals
{Celle, Sonnabend 10.02.1979, Original vom 10. Februar 1879}
Eingesandt: De Weg dörch de Burschaft!
Schon vor längrer Tieht harr de Zeller Zeigung den Lüen "von Sandlingen" to vertellen - de Sandlinger harren nemlich enen Bom afehauen, den Annere leider harren stahen laten. Nu, dat sind Ansichten! - Jetzund hat de Zeller Zeitung aber wedder mit Sandlingen to dauen; damit aber die Lüe butten nich denken schölt, wie Lüe im Busche - denn so nennt se ösch in Sandlingen, Scheepelse un Havekost - werren sau einfältig, dat wie nichmal sonnen gefährlichen Weg bätern künnen - will ick darup antwören. Nu, ick will den Minschen aber seggen, dat wüe bi use Einfalt doch ock gefällig sind, denn ick will öhme den rechten Weg wiesen!
Wenn dat also mal wedder von Wienhusen up den Landstrate, de von Hohnebostel nah de Brunswiker Chassee geiht - hennwill -, so föhrt hai in Sandlingen vor den so gefährlichen Weg vorbi - nich in den Sack hennin - sondern gradeut - un hai is dann up enen Wege, wo kein Penner öhm faten kann un Cammanns Schlagbom nich in Wege stieht. - Alle de hübschen Redensarten von Gemeinheitstheilungs-Recessen un dann wie hai beschrift, wenn de Lüe in desse Wege sick fastfahren hefft, wat et da vor Rumoren gift, un möglicher Wiese vor Unglück passiren könne - da schöll man fast globen, hai harre datt schon mal mitmakt - darüber schwige ick, sonne Redensarten hört taun Handwerk - wie Speck, wer Müse fangen will!
Sandlingen, den 6. Febr. 1879. B...g...n.
(*) [Anmerkung der Redaktion: laut Wilhelm Köneke wird dieser Artikel ohne Zweifel dem Landwirt Heinr. Bergmann aus Sandlingen zugeschrieben - zu jener Zeit wohl auch Gemeindevorsteher in Sandlingen]
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