Von Filigranem und knochenharter Handarbeit
Vorstellung alter Handwerke beim Amtshof
Mit einem „Nachmittag der offenen Tür“ gab kürzlich der Heimatverein „Altes Amt Eicklingen“ Einblicke in seine vielfältige Arbeit. Viele interessierte Besucherinnen und Besucher nutzten die Gelegenheit, sich mit einem Besuch im Domizil des Vereins im historischen Eicklinger Amtsstubenhaus mit seinen geschichtlichen Exponaten und Fotodokumentationen über das Wirken des Heimatvereins zu informieren.
Im Mittelpunkt standen jedoch zwei Präsentationen von Mitgliedern des Heimatvereins:
„Vom Blei zur Zeitung“ - Über dieses Thema unterrichtete Dietrich Schmidtsdorff, ehemals langjähriger Redakteur beim Bremer Weserkurier, anhand seiner Sammlung von Bleibuchstaben über den Druck von Tageszeitungen, so wie dieses von ca. 1450 bis noch in die 1980er Jahre mittels der Bleibuchstaben Gutenbergs geschah. Eine wahre Sisyphusarbeit, in der sich Schriftsetzer und Redakteur stets im Austausch befanden. Trotz des immensen Arbeits- und personellen Aufwandes berichteten die Zeitungen auch ohne Computereinsatz stets tagesaktuell! Nicht ohne Stolz präsentierte Schmidtsdorff neben weiteren historischen Blättern ein Original der „Celleschen Anzeigen“ (heute Cellesche Zeitung) vom 12.02.1845!
„Vom Lehm zum Stein“ - Erhard Köneke erläuterte, wie in der früheren Ziegelei Schepelse Ziegelsteine hergestellt wurden. Hier wurden von 1890 bis 1973 vorwiegend Ziegel in den früheren Reichs- und Klosterformaten gebrannt. Aber auch Sonderformate, wie zum Beispiel Formsteine aus den Jahren 1967 bis 1969, die heute den Giebel des hannoverschen Rathauses verzieren. Köneke, der in jungen Jahren selber im großväterlichen Betrieb mit anpacken musste, berichtete über den Werdegang und die harte Arbeit in der Ziegelei. Von der Rohstoffgewinnung bis zum fertigen Produkt durchweg knochenharte Handarbeit! Dann demonstrierte er in eindrucksvoller Weise das „Backen“ (das mit einem kräftigen Schwung Befüllen und Abstreichen der Ziegelformen) und „Abtragen“ (gefühlvoll aus der Form ziehen und zum Trocknen seitlich lagern) des gut durchgefeuchteten und -gekneteten Lehms. Eine „spritzige“ Angelegenheit, von der während der Vorführung auch einige Zuschauer nicht unverschont blieben und die sich damals so circa 1.500 mal am Tag wiederholte. Den benötigten Lehm hatte Köneke wie früher im nahgelegenen ehemaligen Urstromtal der Oker abgegraben. Denn hier lagerte sich der sog. Auelehm, ein angeschwemmtes Korngemisch aus Ton und feinstem Sand, in einer Stärke von 20 bis 40 cm ab. Ideale Standorte für vier weitere benachbarte Ziegeleien von Bockelskamp bis Päse im Landkreis Gifhorn, die heute aber allesamt nicht mehr existieren.
(wb)